Bauland an der Schiene - Erstellung von zwei Rahmenplanungen am Bahnhof West und in Schultendorf Ost


Was ist das Programm "Bauland an der Schiene“?

Über "Bauland an der Schiene“ wurde die Erstellung von zwei städtebaulichen Rahmenplanungen vom Land NRW gefördert. "Bauland an der Schiene“ ist eine Landesinitiative des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Initiative wurde ins Leben gerufen, um gezielt bezahlbares (Wohn-)Bauland im näheren Einzugsbereich von Haltestellen des schienengebundenen Personennahverkehrs zu entwickeln. So sollen die angespannten Wohnungsmärkte und der Verkehrsträger Straße entlastet werden. Zugleich stellt eine gute Erreichbarkeit über eine direkte Bahnanbindung einen Pluspunkt für neue Wohnquartiere dar. Gefördert werden soll so eine nachfragegerechte und zukunftsweisende Siedlungs- und Verkehrsentwicklung.

Erstellung von zwei städtebaulichen Rahmenplänen

In Zusammenarbeit mit dem Büro Reicher Haase Assoziierte aus Dortmund wurden im Jahr 2021 zwei Rahmenpläne erstellt. Bei den beiden Flächen handelt sich zum einen um das Umfeld des Bahnhofs Gladbeck West und zum anderen um einen Bereich im Osten von Schultendorf nördlich der Europabrücke. Die beiden Rahmenpläne zeigen Entwicklungsmöglichkeiten und Perspektiven für zukünftige Nutzungen und Gestaltungen auf. Die Ideen und Planungsinhalte werden als Visionen vereinfacht und nur in groben Zügen dargestellt.

Rahmenplan "Bahnhof Gladbeck West“

Die erste Fläche "Bahnhof Gladbeck West“ mit einer Größe von rund fünf Hektar soll perspektivisch zu einem modernen Bahnhofsareal als attraktiven Ankunftsort entwickelt werden. Der Rahmenplan sieht ein gemischt genutztes Quartier mit Wohnen, Gewerbe, Büros und Dienstleistungen vor. Diese Nutzungen werden ergänzt durch ein neues Bahnhofsgebäude mit einem Hotel, Gastronomie, eine neue Radstation sowie ein Parkhaus als Quartiersgarage. Bei den Wohnnutzungen sind auch studentisches und altengerechtes Wohnen berücksichtigt. Im südlichen Plangebiet besteht die Option der Neuordnung der Flächen der Caritas über Gewerbehöfe, wobei ein Verbleib der Caritas am jetzigen Standort in der Mühlenstraße durch die Planung nicht in Frage gestellt wird.

Angedacht ist eine kompakte und flächensparende Bebauung mit überwiegend drei bis fünf Geschossen. Ein zentrales Element des Entwurfes ist ein attraktiver Bahnhofsplatz, der zukünftig einen adäquaten Ankunftsort darstellt und über die Gebäudestellung eine Sichtbeziehung und somit intuitive Führung für den Fuß- und Radverkehr in Richtung des Knotenpunktes Sandstraße/Mühlenstraße und weiter in Richtung Innenstadt ermöglicht.


Rendering "Bahnhof Gladbeck West“ (Quelle: Reicher Haase Assoziierte GmbH/rendertaxi GmbH): Das Rendering zeigt, wie die städtebauliche Struktur des neuen Quartiers rund um den Bahnhof West zukünftig aussehen könnte. Es werden noch keine Aussagen zur geplanten Architektur getroffen.

Alle Neubauten sind mit Gründächern geplant. Der große Baumbestand auf der heutigen Grünfläche südwestlich der Kreuzung Sandstraße/Mühlenstraße kann teilweise erhalten werden. Zusätzliches Grün erfährt das neue Bahnhofsquartier durch straßenbegleitende Baumpflanzungen und eine Begrünung des Bahnhofsplatzes. Zusätzlich wird die Idee einer Fassadenbegrünung der Quartiersgarage verfolgt.

Die verkehrliche Erschließung ist im nördlichen Teilbereich von der Mühlenstraße bis zum Bahnhofsplatz vorgesehen. Der Caritas-Gewerbehof wird separat von der Mühlenstraße erschlossen. Ergänzend zur Quartiersgarage, die sowohl private Stellplätze als auch Stellplätze für P+R und Carsharing beinhalten wird, ist unter einem Baublock eine Tiefgarage geplant. Darüber hinaus werden straßenbegleitend Stellplätze zur Verfügung gestellt. Der Bahnhof West soll zudem zu einer Mobilstation weiterentwickelt werden, die insbesondere den deutlichen Ausbau des P+R- und B+R-Angebotes vorsieht.



Rahmenplan "Bahnhof Gladbeck West“ (Quelle: Reicher Haase Assoziierte GmbH)


Rahmenplan "Schultendorf Ost“

Die zweite Fläche "Schultendorf Ost“ ist rund neun Hektar groß. Der Rahmenplan sieht nur auf der nördlichen Teilfläche eine Bebauung vor, da die südliche Teilfläche hierfür aufgrund der Vielzahl an Restriktionen (u. a. Leitungen, schwierige Erschließung, Grünstrukturen, Haarbach, Topografie, Immissionen Europabrücke) sowie des unterzubringenden Radschnellweges nicht in Betracht kommt. Der südliche Bereich des Plangebietes soll deshalb als Grünraum erhalten und aufgewertet werden. Eine Renaturierung des Haarbachs und somit ein Erlebbarmachen dieses Gewässers sollen geprüft werden.

Ein zentral gelegener kleiner Quartiersplatz schafft Aufenthaltsqualität. Nördlich des Platzes sind vor allem Dienstleistungen vorgesehen, die durch Gewerbe und eine Mobilstation ergänzt werden. Direkt am Platz gelegen ist eine Gastronomie angedacht. Südlich des Platzes soll vorrangig Wohnen in Mehrfamilienhäusern entstehen. Das Wohnen wird durch weitere Dienstleistungen direkt am Quartiersplatz ergänzt. Durch die Stellung der drei- bis viergeschossigen Gebäude wird eine urbane Kante zur Bahn herausgebildet, die zugleich als Lärmschutz dient.

Alle Neubauten sind mit Gründächern geplant. Um den Gedanken einer linearen Begrünung (grünes Band) umzusetzen, sind sowohl ein begrünter Lärmschutz zu den Gleisen als auch Baumpflanzungen parallel zu den Erschließungswegen beabsichtigt.

Im mittleren, recht schmalen Bereich des Plangebietes ist Platz für einen Spielplatz, Klein-/Kulturgärten, Urban Gardening, einen Obsthain, einen Kiosk oder Tiny Houses als Experimentierfeld.

Die verkehrliche Erschließung erfolgt von der Talstraße aus als Sticherschließung. Der für den motorisierten Verkehr befahrbare Abschnitt endet etwas nördlich des Quartiersplatzes. Auch der geplante Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet (RSMR) mit der Streckenführung Gladbeck-Bottrop-Essen, dessen Beginn an der Talstraße vorgesehen ist, wird im Plangebiet Platz finden. Für den ruhenden Verkehr ist eine Tiefgarage geplant. Zusätzlich ist die Einrichtung einer Mobilstation mit Car- und Bikesharing angedacht, um die Idee eines weitgehend autofreien Quartiers zu unterstützen.



Rahmenplan "Schultendorf Ost“ (Quelle: Reicher Haase Assoziierte GmbH)


Weiteres Vorgehen

Die Umsetzung beider Projekte steht unter der Prämisse der Wirtschaftlichkeit und Verfügbarkeit von Flächen bei gleichzeitiger Realisierung städtischer Zielstellungen. In Abstimmung mit den Eigentümer:innen und weiteren Betroffenen soll dies nun untersucht werden. Zudem sollen weitere Fördermöglichkeiten geprüft werden. Sofern die Gespräche und Prüfungen positiv verlaufen, wird die städtebauliche Konzeption weiter ausgearbeitet. Diese Ausarbeitung wird unter Federführung der Stadtverwaltung sowie Beteiligung der politischen Gremien und Öffentlichkeit erfolgen.

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