Eins der Opfer liegt zurzeit mit Lebensgefahr im Krankenhaus. „Wir und viele Gladbeckerinnen und Gladbecker sind in Gedanken bei ihm, seinen Eltern und Freunden.“
Schatten auf Stadtfest
Für Veranstalter, Polizei und Stadt war ‚Gladbeck Total’ bis auf diese Überfälle ein normales Stadtfest. „Wir wissen seit Jahren, dass Jugendliche hinter dem Rathaus eine Alternativparty feiern. In der Vergangenheit haben wir sowohl beim Appeltatenfest als auch bei ‚Gladbeck Total’ die Erfahrung gemacht, dass spezielle Jugendprogramme von Jugendlichen nicht angenommen werden.“
In Zusammenarbeit mit Polizei und Ordnungsdienst der Veranstalter Agentur versuchen wir natürlich, diese Party im Rahmen zu halten. Wir wissen, dass dort Alkohol konsumiert wird und viele Flaschen zu Bruch gehen.
Größere Probleme oder Schlägereien hat es in diesem Zusammenhang in den vergangenen Jahren allerdings nicht gegeben.
Jugendamt und Jugendschutzstreifen im Einsatz
Durch Jugendschutzstreifen und darüber hinaus durch Informationsarbeit des Jugendamtes wirken wir auf Jugendliche und junge Erwachsene ein, um sie von dem erhöhten Alkoholkonsum abzubringen. Selbstverständlich setzen wir das absolute Alkoholverbot für unter 16-jährige und das Verbot hochprozentiger Alkoholika für unter 18-jährige durch.
Wir können und dürfen allerdings Erwachsenen über 18 Jahren den Alkoholkonsum nicht verbieten und auch bei Jugendlichen zwischen 16 und 18 können wir nur darauf achten, dass sie nicht zuviel Bier oder andere niedrigprozentige Alkoholika trinken.
Bisher nicht dagewesene Art der Aggressivität
Während es in den vergangenen Jahren auf dem Nachhauseweg von ‚Gladbeck Total’ und auch auf dem Nachhauseweg von dieser Alternativparty nicht zu größeren Zwischenfällen gekommen ist, hat es in diesem Jahr zwei brutale Überfälle gegeben.
Dies bereitet uns große Sorge, weil diese Art von Aggressivität in Gladbeck bisher nicht bekannt war. Sorge bereitet uns auch, dass in diesem Jahr offenbar einzelne Gruppen von jungen Erwachsenen (Volljährigen) nach Beobachtung von Polizei und kommunalem Ordnungsdienst die Party hinter dem Rathaus gezielt aufgesucht haben, um dort Streit zu suchen.
Aus diesen Reihen ist offenbar mindestens auch der Angriff auf den schwerverletzten jungen Mann erfolgt.
Wir haben, seitdem wir von diesen Übergriffen erfahren haben, in mehreren Gesprächsrunden über die Vorfälle vom Wochenende gesprochen.
Jugendliche sollen nicht vertrieben werden
Das Sicherheitskonzept für das eigentliche Stadtfest muss nach unserer gemeinsamen Überzeugung nicht erweitert werden.
Eine Absperrung des Bereiches hinter dem Rathaus haben wir intensiv diskutiert. Wir sind jedoch der Auffassung, dass durch eine solche Absperrung die Teilnehmer weiter verdrängt und wir damit nicht den gewünschten Sicherheitszuwachs erzielen würden.
Vor diesem Hintergrund werden wir künftig noch stärker als bisher durch Sicherheitspersonal hinter dem Rathaus präsent sein und überlegen weitere Maßnahmen zur stärkeren Überwachung.
Darüber hinaus werden wir die Informationsarbeit im Vorfeld verstärken. Uns ist bewusst, dass dadurch möglicherweise ein Verdrängungseffekt entsteht.
Daher werden wir im Vorfeld des nächsten Stadtfestes gezielt mit Beteiligten über ein eigenes Sicherheitskonzept für die Party hinter dem Rathaus sprechen.
Ziel muss es sein, derartige Brutalität zu verhindern. Die Teilnehmer sollen aber nicht an einen anderen Ort in der Stadt verdrängt werden, der dann möglicherweise noch weniger kontrollierbar wäre.
Die gesamte Gesellschaft steht in der Verantwortung
Das gesamtgesellschaftliche Problem des Alkoholmissbrauches können wir damit aber nicht lösen. Verantwortung für das friedliche Gelingen von Festen tragen alle Beteiligten, alle Besucher dieser Feste.
Dies kann auch bedeuten, künftig überhaupt keine Feste mehr in der Öffentlichkeit durchzuführen. Aber auch eine so drastische Konsequenz wird Fälle von Alkoholmissbrauch und Kriminalität nicht verhindern!
Diese Diskussion müssen wir jetzt führen.