In vielen ausführlichen Gesprächen mit Braucker Bürgerinnen und Bürgern entstand ein ganz besonderer, sehr lebensnaher Einblick in erlebte Geschichte.
Kleine, persönliche Episoden aus der Kindheit und Jugend, private Interpretationen und Erfahrungen mit der Zeitgeschichte, Erlebnisse im Beruf und Alltag in Brauck, Erinnerungen an die Erzählungen der Eltern und Großeltern fügen sich mosaikartig zusammen.
Die wissenschaftliche Aufarbeitung vorhandener Quellen und eine umfangreiche Archivrecherche bilden die Basis für eine zeithistorische Einordnung der einzelnen Kapitel und Themenkomplexe. Eine entscheidende Quellengrundlage sind jedoch die Interviews mit den Menschen aus dem Gladbecker Süden.
Ob im eigenen Zuhause, auf Veranstaltungen oder im Gesprächskreis erschließen sich unvorhersehbare neue Quellen, Themen und Kontakte.
Privatfotos, Erinnerungsgegenstände, Urkunden etc. komplettieren die Erzählungen und fungieren als Illustration für den Leser.
Hier findet Geschichtsschreibung nicht „von oben“ sondern aus Sicht der direkt Betroffenen statt – individuell, subjektiv und emotional. Dieser Ansatz ist der Autorin wichtig. Die kleinen persönlichen Dinge und Ereignisse im Alltagsleben der Menschen gewinnen an Bedeutung.
Hier lässt sich ablesen, wie es damals war in Brauck, wie die Menschen gedacht, gefühlt und gelebt haben, was ihnen wichtig war.
Die Erinnerungen an diese „Kleinigkeiten“ möchte die Autorin konservieren, damit sie nicht in Vergessenheit geraten, damit man sich darin wieder findet und ein „Wir-Gefühl“ entsteht.
Frau Dr. Schönebeck beschreibt, wie sich der Süden Gladbecks von einem ursprünglich agrarisch geprägten Gebiet mit dem Einsetzen der Industrialisierung zu einem dicht besiedelten Stadtteil wandelt, dessen Bevölkerung sich vielfach aus Arbeitsmigranten zusammensetzt.
Das beginnt bereits mit den Zechengründungen Anfang des 20. Jahrhunderts und setzt sich fort bis zur Anwerbung von Gastarbeitern in den 1960er Jahren.
Durch die Zechenschließungen wird in den 1970er Jahren ein gravierender Wandel der Lebensumstände in Gang gesetzt, der durch die Erfahrungen von Arbeitslosigkeit geprägt war.
Der wirtschaftliche und soziale Strukturwandel hat in den 1980er Jahren viele Städte in NRW getroffen. Komplexe soziale, bauliche, ökonomische und ökologische Probleme zeichneten sich ab – das galt auch für Brauck.
Um der Ausgrenzung dieser Stadtgebiete entgegen zu wirken, rief der Bund 1999 das Förderprogramm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Die soziale Stadt“ ins Leben.
Im Rahmen eines integrierten Handlungskonzeptes werden in Brauck seit 2003 verschiedene soziokulturelle und bauliche Projekte realisiert, mit dem Ziel, die Lebensqualität und das Image des Stadtteils zu verbessern. Die Brauckerinnen und Braucker sollen sich wieder mit ihrem Stadtteil identifizieren und sich dort wohl fühlen.
Im Rahmen der soziokulturellen Projekte entstand 2007 die Geschichtswerkstatt, die mit viel Engagement und Selbstbewusstsein begann, sich mit der Geschichte des Gladbecker Südens zu beschäftigen, Material zu sammeln und zu diskutieren.
Unter wissenschaftlicher Betreuung der Autorin und Kulturhistorikerin Dr. Christine Schönebeck entwickelte sich allmählich das vorliegende Buch.
Aber es entstand kein abgeschlossenes Gesamtbild – kein „so und nicht anders“.
Bei der Arbeit mit der eigenen Geschichte wurde schnell klar, dass es noch viele Aspekte und Themen in Brauck gibt, die darauf warten, entdeckt und berichtet zu werden.
Deshalb kann dieses Buch nur ein Anfang sein. Die Geschichtsforschung vor Ort soll weitergehen – darin sind sich alle Beteiligten einig.
Neuerscheinung im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt Brauck“
Christine Schönebeck
232 Seiten • Preis 19,95 EUR
Erstmals präsentiert anlässlich des
Stadtteilfestes Brauck am Samstag, 2. Juli 2011
Erhältlich ab 6. Juli im Buchhandel, in der Gladbeck Information,
im Stadtteilbüro Brauck und im Museum der Stadt Gladbeck
Eine Publikation des Prowiss-Verlages
Dr. Gabriele Bechstein • Bernskamp 11 • 45966 Gladbeck
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