Am 3. und 4. September feiern die Gladbecker ihr großes, traditionsreiches Stadtfest: schon zum 23. Mal seit der Neubelebung im Jahr 1989. Die historischen Wurzeln gehen aber viel weiter zurück. Bereits 1403 fand der erste Lambertimarkt statt. Aus ihm entstand das Appeltatenfest.
„Anfang des 20. Jahrhunderts endete die lange Tradition des Festes zunächst. Es kam zu Ausschreitungen, deshalb wurde es verboten,“ erinnert Bürgermeister Ulrich Roland anlässlich der Vorstellung des Festprogramms.
Damit es dazu nicht noch einmal kommt, wurde nach den Erfahrungen bei „Gladbeck Total“ das Konzept für das Stadtfest erweitert: „Unser besonderes Augenmerk gehört dabei der informellen Jugendparty hinter dem Neuen Rathaus,“ berichtet Ordnungsdezernent Dr. Thomas Wilk.
Zwar gibt es, wie in jedem Jahr, wieder eine Marktplatzfete für junge Leute, diese wird aber nicht von allen angenommen.
„Wir wissen, dass sich ein tragisches Unglück, wie es Kevin passiert ist, trotz aller Vorbereitungen nie ausschließen lässt,“ sagt Bürgermeister Roland. Eine Arbeitsgruppe aus Polizei, Ordnungsamt und Feuerwehr, sowie aus Kultur- und Jugendamt hat zum Appeltatenfest zusätzliche Angebote und Sicherheitsmaßnahmen entwickelt.
Damit soll eine Atmosphäre geschaffen werden, in der ein unbeschwertes Feiern auch hinter dem Rathaus möglich ist.
So wird das Jugendamt im erzieherischen Kinder- und Jugendschutz noch präsenter sein als in den vergangenen Jahren. „Wir werden den Präventionsstand und den Alkoholparcours hinter dem Rathaus platzieren, um direkt im Vorfeld wirken zu können,“ kündigt Agnes Stappert, Leiterin des Amtes für Jugend und Familie, an.
„Wir wollen gemeinsam mit Jugendlichen eine Reihe von Überraschungsaktionen durchführen, aber auch gemeinsam mit ihnen während des Abends den Platz reinigen. Denn: Auch ein sauberes Umfeld wirkt deeskalierend,“ so Agnes Stappert.
Darüber hinaus wird es eine verstärkte Präsenz von Polizei und Ordnungskräften hinter dem Rathaus geben. Eine weitere mobile Wache wird dort postiert. Diese Fläche wird in Zusammenarbeit mit dem THW zusätzlich durch einen großen Lichtballon beleuchtet.
Im Vorfeld wurde eine ganze Reihe von Gesprächen geführt, um auch auf diesem Wege zu verhindern, dass junge Männer den Bereich hinter dem Rathaus gezielt aufsuchen, um dort zu provozieren.
Zur besseren Abstimmung aller Beteiligten wird darüber hinaus eine gemeinsame Einsatzleitstelle eingerichtet. Mobile Wachen der Polizei und Fahrzeuge des kommunalen Ordnungsdienstes werden auch auf dem Willy-Brandt-Platz, der Postallee und der Horster Straße in der Nähe des Marktplatzes eingesetzt.
„Wir haben lange diskutiert, ob wir neben diesen Maßnahmen auch den hinteren Rathausbereich einzäunen sollen,“ erläutert Bürgermeister Roland. „Wir halten dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht für sinnvoll. Wir befürchten vielmehr, dass junge Besucherinnen und Besucher des Festes sich dann in andere Bereiche zurückziehen.
Außerdem zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre, dass die weit überwiegende Mehrheit, auch und gerade der jüngeren Generation, friedlich und fröhlich feiern will. Dies unterstützen wir mit unseren Maßnahmen. Wir setzen dabei bewusst auf die Beteiligung von Jugendlichen, die sich bei einem Gespräch im Ratssaal und anschließenden Treffen mit dem Jugendamt für die Durchführung des Festes engagiert haben.“
„Beim Appeltatenfest werden wir ein weiteres Zeichen der Solidarität mit Kevin setzen. Es wird einen blauen Schal mit Stadtwappen und dem Schriftzug „Für Kevin“ geben. Wir zeigen damit, dass wir Kevin in seiner schweren Situation nicht alleine lassen und ihn und seine Familie weiterhin unterstützen.
Der Schal wird am Samstagabend vor dem Eingang des Alten Rathauses für eine Mindestspende von 2 € angeboten. Alle Einnahmen aus dieser Aktion kommen unmittelbar Kevin und seiner Familie zugute. Wir sind daher für jeden Euro, der über die Mindestspende hinausgeht, sehr dankbar“, so der Appell des Bürgermeisters.